Was bedeutet "Traumatherapie"?
In der Traumatherapie (SEI - Somatisch Emotionale Integration nach Dami Charf) geht es vor allem um die Arbeit mit frühen und frühesten Verletzungen und die Auswirkung von Bindungsunterbrechungen auf die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen. Entscheidend dabei ist: Jedes Gespräch, jede Begegnung braucht Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit achtsamen Zuhörens. Da schon die homöopathische Anamnese sowohl Psychisches als auch Somatisches erfragt, war es naheliegend, die Kenntnisse als psychologische Beraterin zu vertiefen.
Zu meinen Grundlagen gehören u.a. die Gesprächspsychotherapie nach Carl Rogers und die Lösungsorientiere Kurzzeittherapie nach Steve de Shazer. Durch meine Trennungs- und Scheidungsgeschichte aufgerüttelt, hatte ich das Bedürfnis zu verstehen, was eine gute Kommunikation ausmacht. Denn meine Überzeugung, gerade das zu können, war ziemlich erschüttert worden. So lernte ich von 2009 bis 2010 die "Gewaltfreie Kommunikation" nach Marshall Rosenberg bei der a.k.demie für Mediation und Training von Anja Kenzler in Bremen. In den folgenden Jahren besuchte ich einige weiterführende Vertiefungsseminare zur Gewaltfreien Kommunikation.
So verinnerlichte ich, was Empathie eigentlich bedeutet: Mit aller Aufmerksamkeit bei der anderen Person sein, sie wahrnehmen, ihr Raum geben zu sprechen und dabei aktiv zuzuhören, ohne Wertung und ohne "Lösungsvorschläge". Oder wie der Sufi-Poet Rumi schrieb:
"Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort.
Dort treffen wir uns."
Meine Arbeit als Therapeutin aber konfrontierte mich immer mal wieder mit "schwierigen Fällen", scheinbar "unlösbaren" Symptomen, Stagnation und Rückfällen. Was blockiert die Heilung, fragte ich mich oft. Welchen Einfluss haben die Erlebnisse der Kindheit auf unsere spätere Gesundheit und Widerstandskraft? Deshalb begann ich im Februar 2014 die Entwicklungstraumaausbildung bei Dami Charf in Göttingen.
Was genau ist ein Entwicklungstrauma?
Entwicklungstraumata geschehen, wenn in sehr früher Kindheit auf das unreife menschliche Nervensystem, Stress und Angst einwirken, ohne dass das Baby oder Kleinkind schon über Bewältigungsstrategien verfügt. Je jünger der Mensch ist, dem das passiert desto fragiler wird sich seine Ich-Struktur entwickeln. In der Körperpsychotherapie geht man davon aus, dass Emotionen direkt im Körper und im Nervensystem bewältigt werden, so dass in der körperlichen Organisation des Erwachsenen emotionale Informationen aus der Kindheit gespeichert sind. Anhaltender Stress erzeugt Spannungsmuster im Körper, die dem Kind helfen entstehende Gefühle auszuhalten. Je länger die Überforderung andauert, desto mehr manifestieren sich diese Spannungsmuster im Körper und sorgen für die Abspaltung des ihnen zugrunde liegenden Gefühls.
Stress als Detektor
Besonders sichtbar und hinderlich werden diese "abgespaltenen Gefühle" wenn der erwachsene Mensch unter Stress gerät. Dann kann er meist nicht mehr relativ flexibel auf die Anforderungen aus der Umwelt reagieren, sondern fällt auf sein "Basisreaktionsmuster" zurück und fragt sich vielleicht, warum er gerade wieder nicht schlafen kann, Gedankenkreisen hat, sich wie im "Schützengraben" fühlt, von allen Seiten Gefahr zu drohen scheint; er das 4. Bier trinkt, obwohl bei einem Schluss sein sollte; wegen nichts und wieder nichts in Wut gerät und Schwierigkeiten hat, seine Impulse zu kontrollieren. Unsere Fähigkeit mit Stress umzugehen, ist nicht allein mit dem "Kopf" zu lösen. Menschen, die in chronische Dysregulation geraten, übersehen die Signale, die Bodymarker ihres Körpers oft oder bemerken sie erst, wenn es zu spät ist. Fast 80% aller Informationen gelangen vom Körper zum Kopf, und nur 20% vom Kopf zu Körper. Körperpsychotherapie zielt also darauf ab, diese Signale erfahrbar, spürbar zu machen, zu lernen das positive als auch das negative Erregungsniveau in einem Bereich zu halten, indem unsere Selbstregulationsfähigkeit erhalten bleibt oder wiedererlangt werden kann.
Als Selbstregulation bezeichnet man:
- die Fähigkeit sich bei emotionaler Aufruhr selbst zu beruhigen
- die Fähigkeit sich zu erholen und zu entspannen
- die Fähigkeit die Aufmerksamkeit zu richten und zu halten
- die Fähigkeit Impulse zu fühlen , zu kontrollieren und ggf. zurück zu stellen
- die Fähigkeit mit Frustrationen umzugehen
- die Fähigkeit Ansichten zu verwirklichen und Ziele zu verfolgen
Selbstregulation erlernen Kinder in den ersten drei Lebensjahren, ausschlaggebend dafür sind: Die pränatale Erfahrung, die Geburt und die Bindungssicherheit, die eine einfühlsame Mutter (ein einfühlsamer Vater) bietet. In der Bindungstheorie, die ursprünglich von John Bowlby (1911-1990) entwickelt wurde, werden die seelischen Kräfte verständlich gemacht, durch welche Kinder an ihre Eltern gebunden sind. Bindung ist ein instinktives soziales Verhalten mit einer biologischen Funktion, das vor allem bei der Trennung von der Mutter oder sonstigen beängstigenden Auslösern aktiviert wird. Bindungsstörungen wachsen sich zu psychischen Störungen aus, weil bei uns Menschen Selbstregulationsfähigkeit und Beruhigung nur in der Interaktion mit einem einfühlsamen "Partner" reifen. Ohne, dass es uns als Erwachsene noch klar ist, prägt die Art der Bindung, die wir erfahren haben unseren Umgang mit Beziehung und Stress.
....................................................................